von Leonhard Giesberts
BNK-PD// Es ist ein lauer Frühlingsabend im April. Die Sonne scheint, an der Feuerwache in Traar herrscht reges Treiben. Einsatzfahrzeuge werden aufgestellt und Fackeln angezündet. Gäste der gegenüberliegenden Gastronomien schauen interessiert zu. „Noch 2 Minuten!“ – ruft einer der Feuerwehrleute. Das Blaulicht an den Einsatzfahrzeugen wird eingeschaltet und die Feuerwehrmänner und Frauen stellen sich mit den Fackeln im Halbkreis auf der Moerser Landstraße auf. Dann ertönt auch schon das Martinhorn aus der Ferne. Feierlich wird das neue H-L-F, ein Hilfeleistungslöschgruppenfahrzeug, in Empfang genommen. Das Fahrzeug wird auf dem Hinterhof der alten Feuerwache geparkt und die Feuerwehrleute fallen regelrecht über ihr neues Fahrzeug her. Alle Gerätefächer werden genaustens angeschaut, die Funktionen des Fahrzeuges ausprobiert. Doch schauen wir uns die Gesamtsituation in Traar einmal an.
Die Situation in Traar ist nicht ganz einfach. Die Löschgruppe hat derzeit rund 30 aktive Feuerwehrleute und eine eigene Jugendabteilung. Diese sind in dem derzeitigen Standort mehr schlecht als recht untergebracht. Jahrzehnte lang mussten sich die Kameraden in der Fahrzeughalle, direkt neben dem Löschfahrzeug umziehen. Hier wurde mittels eines weiteren Container, die Jugendfeuerwehr ist bereits in zwei Containern auf dem Hof untergebracht, Abhilfe geschaffen. Auch das momentane Hilfeleistungslöschgruppenfahrzeug hat die besten Jahre hinter sich. Fast 20 Jahre ist das HLF alt. Beladungstechnisch an der Belastungsgrenze und entspricht nicht mehr den aktuellen Anforderungen. Ein zweites Löschgruppenfahrzeug, welches durch den Bund zur Verfügung gestellt wurde und für den Katastrophenschutz gedacht ist, steht seit fast zwei Jahren auf der Hauptfeuerwache an der Neuen Ritterstraße. Kommt es zu einem Einsatz und die Feuerwehrleute brauchen beide Löschfahrzeuge – wie zum Beispiel bei Unwettern – muss die Mannschaft erst zur Hauptfeuerwache fahren und sich ihr zweites Einsatzfahrzeug abholen.
Ein neues Einsatzfahrzeug bedeutet einen großen Schritt nach vorne für Feuerwehren. So auch bei der Freiwilligen Feuerwehr in Traar. Als letzte, der insgesamt sechs Freiwilligen Feuerwehren in Krefeld, hatte diese nun ihr neues Hilfeleistungslöschfahrzeug in Empfang nehmen dürfen. Die Beschaffung eines solchen Fahrzeuges war schon lange geplant. Im Optimalfall wäre die neue Feuerwache auch bereits fertig geworden oder kurz vor der Fertigstellung. Doch der Baubeginn hat sich nun um genau ein Jahr vom ursprünglichen Termin nach hinten verschoben. Auch wann das neue HLF der Freiwilligen Feuerwehr Traar ausgeliefert werden konnte war durch verschiedene Faktoren lange unklar.
Auch wenn die neue Feuerwache noch nicht fertig ist, die Erdarbeiten sind seit gut einer Woche abgeschlossen (Der Spatenstich sollte eigentlich im Frühling 2021, dann im Herbst, stattfinden.), konnte sich Mitte April eine Delegation der Freiwilligen Feuerwehr auf den Weg nach Luckenwalde zu Rosenbauer machen um das neue Fahrzeug abzuholen. Bereits im Vorfeld hatte man Seitens der Freiwilligen Feuerwehr Bedenken geäußert, dass das Fahrzeug nicht in die alte Fahrzeughalle passen würde und deshalb ein Provisorium benötigt werde. Am Abend der Überführung ließen es sich die Kameraden und Kameradinnen natürlich nicht nehmen, den Versuch zu starten das neue Auto in die alte Fahrzeughalle zu stellen. Das es viel zu lang ist und nur ohne die Schlauch- und Verkehrsabsicherungshaspel in die Halle passt war schon klar – spannend wurde es bei der Höhe. Vorsichtig tastete sich der Maschinist im Rückwärtsgang in die Halle. „Stopp!“ – ruft einer der Beobachter. Ohne, dass das Fahrzeug mit den Hinterrädern den kleinen Absatz überwinden konnte, waren nur noch wenige Millimeter Platz zwischen Dachaufbau und Hallendecke. Versuch gescheitert – Frustration und viele offene Fragezeichen in den Gesichtern der ehrenamtlichen Brandbekämpfer. Am späten Abend wurde das Fahrzeug erstmal zur Hauptfeuerwache gefahren. Dort wird in den kommenden Wochen die Endfertigung und Ausstattung stattfinden. Erstmal haben die Traarer noch ihr altes Löschfahrzeug.
Bei der Berufsfeuerwehr und der Verwaltung scheint man währenddessen Lösungsorientiert zu agieren. Es werden verschiedene Optionen geprüft, wie das neue Fahrzeug – was eine deutliche Verbesserung zum alten Fahrzeug darstellt – doch noch in der alten Feuerwache untergebracht werden kann. Die Traarer schauen derweil ein wenig neidisch nach Gellep-Stratum, wo die Freiwillige Feuerwehr in kürze eine zweite Leichtbauhalle für ihr Katastrophenschutz-Löschfahrzeug bekommt – auch wenn dieses erst Ende letzten Jahres und nicht wie das Traarer schon vor zwei Jahren ausgeliefert wurde. So etwas habe man sich in Traar auch gewünscht – eine Option welche durch mehrere Faktoren zum jetzigen Zeitpunkt und bis zur Fertigstellung der neuen Feuerwache, nur schwer realisierbar sowie sinnvoll erscheint.
Warum also bekommt Gellep-Stratum nun eine zweite Leichtbauhalle und Traar erstmal keine?
Die Gellep-Stratumer sind mit ihrem Katastrophenschutz-Löschfahrzeug im Landeskonzept des Wasserförderungszuges eingebunden und benötigen dieses Fahrzeug regelmäßig, während das Traarer Fahrzeug vor allem zusätzlich zur Verfügung stehen würde. Die Traarer Feuerwehr besetzt dieses Fahrzeug zwar im Alarmfall der 3. Bezirksbereitschaft Düsseldorf, dieses startet jedoch gesammelt von der Hauptfeuerwache, wo das Fahrzeug aktuell untergebracht ist. Im Angesicht der voranschreitenden Bauarbeiten am neuen Standort und teils langen Genehmigungsverfahren sowie Lieferzeiten könnte es zwischen 6 und 12 Monaten dauern bis eine Leichtbauhalle auf dem Gelände der alten Feuerwache in Traar installiert werden könnte. Zu diesem Zeitpunkt wird aber voraussichtlich schon ein Großteil der neuen Feuerwache in Traar fertiggestellt sein. Vom Tisch sei die Option aber noch nicht ganz.
Aus Sicht der Traarer sicherlich keine befriedigende Antwort. Eine mögliche Option wäre der Abbau der Aufbauten auf dem Fahrzeugdach des HLF – eine Option die damals auch in Gellep-Stratum beim neuen Hilfeleistungslöschgruppenfahrzeug gemacht wurde. Auch hier sehen es die ehrenamtlichen Brandschützer eher kritisch. Der Abbau der tragbaren Leitern auf dem Dach könnte eine Gefahr für mögliche Einsätze darstellen wo Menschen aus dem 01. oder 02. Obergeschoss gerettet werden müssen und die Berufsfeuerwehr noch nicht vor Ort ist.
Politik hat sich eingeschaltet
Der Krefeld Ratsherr Salih Tahusoglu von „wir Krefeld“ hat währenddessen einen Antrag an den Rat der Stadt Krefeld gestellt und fordert die schnelle Umsetzung einer Leichtbauhalle zur Unterbringung des Hilfeleistungslöschfahrzeuges. Er sieht sogar die Einsatzbereitschaft der Freiwilligen Feuerwehr gefährdet.
Pressemitteilung von „wirKrefeld“
Welche Lösung schlussendlich gefunden wird ist derzeit noch unklar. Viele Optionen werden geprüft und mit Sicht auf die laufenden Bauarbeiten an der neuen Feuerwache, welche 13,8 Millionen € kosten und ebenfalls ein großer Schritt sein wird, ist der IST-Zustand zwar mehr als unbefriedigend aber durchaus absehbar.
Bilder: BNK-Pressedienst/ Leonhard Giesberts und Alexander Forstreuter