Bad Nenndorf/Goch. Im vergangenen Jahr haben die Rettungsschwimmer der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) 1.655 Menschen das Leben gerettet. Das sind fast doppelt so viele wie im Jahr 2020 (901). „2021 war insgesamt ein einsatzreiches Jahr für die DLRG. Unsere Retterinnen und Retter waren oft zur Stelle und haben so einen wichtigen Beitrag dazu geleistet, dass erneut weniger Menschen in Deutschland ertrunken sind“, so Präsidentin Ute Vogt bei der heutigen (2. Juni) Vorstellung der Bilanz des Verbandes in Goch (Nordrhein-Westfalen).
Besonders gefordert waren die Wasserretter der DLRG in der Nacht vom 14. auf den 15. Juli während der Flutkatastrophe in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz. Dort retteten die Einsatzkräfte viele Menschenleben. Das schlägt sich auch in der Bilanz nieder: Die DLRG verzeichnete in beiden Bundesländern zusammengenommen 641 Lebensrettungen, gegenüber 175 im Vorjahr. „Was unsere Einsatzkräfte wie auch alle anderen Helferinnen und Helfer in dieser Nacht leisteten, verdient allerhöchsten Respekt“, sagte der Chef des Landesverbandes Nordrhein, Stefan Albrecht, zur Pressekonferenz in Goch.
Insgesamt waren die Ehrenamtlichen der DLRG im vergangenen Jahr in 76.664 Fällen für ihre Mitmenschen da. Das entspricht dem Dreifachen an Hilfeleistungen gegenüber dem Vorjahr (24.747). Darunter waren 40.833 medizinische Hilfen. Des Weiteren gab es 225 Einsätze, in denen Tieren geholfen wurde. In 775 Einsätzen wehrten die Helfer Umweltgefahren ab und in 3.066 Fällen sicherten sie Sachwerte wie Wassersportgeräte.
Verstärkung gesucht
Rund 45.000 Lebensretter sorgten 2021 an 1.196 Freigewässern und in 1.289 Schwimmbädern für Sicherheit am und im Wasser. Allein 4.580 ehrenamtliche Retter waren an den 86 DLRG Stationen an Nord- und Ostsee den Sommer über im Einsatz. „Wir sind froh, dass wir trotz schwieriger Ausbildungsbedingungen aufgrund der Pandemie in den vergangenen Jahren ausreichend qualifizierte Rettungsschwimmer hatten, die in den Wachgebieten für sicheren Badespaß sorgen konnten“, so Ute Vogt. Um den Menschen an den Badestränden und Seen im Binnenland weiterhin die Sicherheit am Wasser ermöglichen zu können, sucht die DLRG noch Verstärkung. Nach coronabedingter Pause läuft die Rettungsschwimmausbildung wieder. „Ob das Schwimmen in Kleidung, das Transportieren einer Person im Wasser oder eine Bahn Streckentauchen: Jede und jeder kann sich ausprobieren und mit dem Training etwas für die eigene Fitness und Gesundheit tun“, wirbt die Präsidentin der DLRG und ergänzt: „Selbst, wenn sich die Teilnehmer nach dem Kurs nicht uns anschließen, ist viel gewonnen: Diejenigen wissen danach zumindest, was bei Notfällen im Wasser zu tun ist.“
Kampagne zum Schwimmenlernen
In der Schwimmausbildung waren viele Initiativen im vergangenen Sommer bemüht, in der Pandemie Verlorenes aufzuholen. Die zum Abbau dieses Aufholbedarfs ins Leben gerufene Sommerkampagne der DLRG trug einen wichtigen Teil dazu bei, mehr Menschen zu sicheren Schwimmern zu machen: Rund 500 Ortsgruppen führten neben dem regulären Angebot 2.000 zusätzliche Kurse mit 24.000 Teilnehmern durch. Dadurch standen am Ende des Jahres 10.000 Seepferdchen- und 3.500 Schwimmabzeichen Bronze extra in der Bilanz der Schwimmausbilderinnen und -ausbilder. Insgesamt wurden im vergangenen Jahr 36.368 Seepferdchen (2020: 14.566) sowie 38.112 Schwimmabzeichen (23.453) abgelegt. „Verglichen mit 2020 wurde die Zahl der ausgegebenen Freischwimmer-Urkunden fast verdoppelt; zudem wurden zweieinhalbmal mehr Seepferdchen ausgegeben. Das Niveau von vor der Pandemie ist aber längst nicht erreicht“, so Ute Vogt zur jüngsten Entwicklung. Im Jahr 2019 nahm die DLRG mehr als 43.000 Freischwimmer und knapp 47.000 Seepferdchen ab. Des Weiteren wurden im vergangenen Jahr 47.706 Rettungsschwimmabzeichen abgenommen, ebenfalls mehr als noch 2020 (32.843), aber deutlich weniger als vor der Pandemie. Vogt: „Damit wir in der Schwimm- und Rettungsschwimmausbildung aufholen können, ist es wichtig, dass die Badbetreiber den Vereinen entgegenkommen und Flächen und Zeiten in ihren Schwimmbecken zu günstigen Konditionen zur Verfügung stellen.“ Zudem müssten Bund, Länder und Gemeinden gemeinsam einen Bäderbedarfsplan aufstellen und auch umsetzen: „Eine bedarfsgerechte Gestaltung der Bäderinfrastruktur wird Milliarden kosten, doch die Sicherheit der Menschen und auch das Bewahren der Kulturtechnik Schwimmen sollten uns das wert sein.“
Mitgliederentwicklung
Die Zahl der DLRG Mitglieder ist 2021 nochmals gesunken. Gegenüber dem Jahr 2020 fiel der Rückgang mit 0,8 Prozent allerdings geringer aus als zuvor (2020: 4,1 %). Insgesamt zählte der Verband 547.189 Mitglieder. Fast die Hälfte aller Mitglieder (47,21 %) sind Kinder und Jugendliche bis 18 Jahre. Im Vergleich der Altersgruppen fällt auf, dass bei den Null- bis Zehnjährigen ein Zuwachs stattfand. Hier zeigt sich, dass wieder mehr junge Menschen über die Schwimmausbildung Mitglied der DLRG wurden. Auf diese Weise war besonders die DLRG Hamburg erfolgreich. Die Schwimmausbilder in der Hansestadt verzeichneten ein Mitglieder-Plus von zehn Prozent (+379).
Quelle: DLRG