BNK-PD// Es war die erste größere und vor allem gemeinsame Übung der Löschzüge Anrath und Clörath sowie des DRK Willich nach der Corona-Zeit. Sie sollte den rund 45 Einsatzkräften, welche an der Übung im gesamten Verlauf teilnahmen, alles abverlangen und diese an ihre Grenzen bringen. Wichtigstes Ziel: Die Zusammenarbeit zwischen den unterschiedlichen Akteuren und Führungskräften erproben und vertiefen.
Aufwendiges Szenario
Das Szenario wurde von zwei jungen Feuerwehrmännern, welche hauptberuflich bei der Berufsfeuerwehr Krefeld arbeiten, vorbereitet. Im Jugendzentrum „Titanic“ im Stadtteil Anrath sollte es demnach bei Arbeiten im Keller zu einer Verpuffung gekommen sein. „Bewohner“ des Jugendzentrums, in dem Fall durch die Mitglieder der Jugendfeuerwehr Willich dargestellt, haben sich auf den Weg in den Keller gemacht um zu schauen was passiert ist. Mehrere Personen werden vermisst oder sind vom „Brandrauch“ (Diskonebel) in den oberen Etagen eingeschlossen.
Die „typische Chaosphase“
Um Punkt 19:30 Uhr ertönte der Alarm für die Einsatzkräfte. Wie im „echten Leben“ fuhren die Einsatzkräfte nach und nach und nicht alle auf einmal zur Einsatzstelle an. Zuerst traf der Rettungswagen des DRK Ortsverein Willich ein. In weiser Voraussicht hielt das Fahrzeug rund 50 Meter vor der eigentlichen Einsatzstelle. Eine aufgeregte Passantin, gespielt durch ein Mitglied des DRK Willich, nahm die Einsatzkräfte in Empfang und drängte sie dazu in das Gebäude zu gehen. Für die Besatzung des Rettungswagen galt es aber zunächst sich einen Überblick zu verschaffen und die Frau zu beruhigen. Ein Junge kommt aus dem Haus gerannt – er hustet. Schnell wird klar: Es gibt mehrere Verletzte. Der Transportführer des Rettungswagen richtet mit seinem Team eine Verletztensammelstelle am Rettungswagen ein. Kurz darauf trifft auch das erste Einsatzfahrzeug des Löschzuges Anrath ein. Sofort macht sich ein Trupp unter Atemschutz auf, die Menschenrettung einzuleiten – unterstützt durch die Einsatzkräfte des zweiten Löschfahrzeuges aus Anrath, welches nur wenige Augenblicke später eintrifft. Auf der Rückseite finden die Einsatzkräfte eine verletzte Jugendliche, welche (simuliert) aus dem Fenster gesprungen sein soll.
Einsatzkräfte geben alles
Bei Null-Sicht kämpfen sich die Angriffstrupps in das Kellergeschoss und das erste Obergeschoss des Jugendzentrums vor. Immer mehr „Verletzte“ werden aus dem Gebäude gerettet und in der Verletztensammelstelle gesichtet und erstversorgt. Der Einsatzleiter des Rettungsdienstes fordert einen Rettungshubschrauber an, für den auf dem nahegelegenen Parkplatz ein Landeplatz eingerichtet werden soll, zudem wird das Stichwort auf „MANV“ – Massenanfall von Verletzten – erhöht. Die in der Realität benötigten Einsatzmittel konnten aufgrund der Übungslage natürlich nicht alarmiert werden, in dem Fall ging es aber um die Kommunikation zwischen den einzelnen Einsatzabschnitten und dem großen Einsatzleitwagen der in Anrath stationiert ist. Neben der Menschenrettung und Brandbekämpfung mussten sich die Einsatzkräfte zudem mit „hysterischen Angehörigen“ (gespielt durch Mütter der Jugendfeuerwehrmitglieder) beschäftigen. Auch ein so genannter Atemschutznotfall, bei dem ein Mitglied eines eingesetzten Atemschutztrupps kollabiert, wurde trainiert. Nach gut einer Stunde konnte die Übung erfolgreich beendet werden.
Örtlichkeit weist Probleme mit Zufahrten auf
Bereits vor der Übung informierte die Feuerwehr über die sozialen Medien über die Maßnahmen, da die Anwohner des Wohngebietes während des laufenden Einsatzes nicht zu ihren Häusern fahren konnten. Die Siedlung samt Altenheim besitzt nur eine verengte Zufahrt, welche keinen Begegnungsverkehr zulässt. Wie unsere Redaktion erfuhr, soll es bereits zu Zeiten der Baumaßnahmen Kritik an der Zufahrtsregelung gegeben haben, welche durch die zuständigen Politiker ignoriert wurden. So zeigte auch diese Übung: Steht nur ein Fahrzeug falsch oder blockiert die Straße ist die Zufahrt zur gesamten Siedlung blockiert. Gerade im Bereich des Altenheimes, wo es tendenziell öfters rettungsdienstliche Einsätze gibt als anderswo, kann dies zu erheblichen Verzögerungen in der notfallmedizinischen Versorgung führen. Auch für die teilnehmenden Führungskräfte der Großübung stellte die angesprochene Situation eine Herausforderung dar. Bereits die ersten Fahrzeuge mussten so aufgestellt werden, dass die nachfolgende Drehleiter zum Beispiel zum Objekt durchfahren konnte.
Feuerwehr zieht positives Fazit
Feuerwehrsprecher Lars Greiner, ebenfalls an der Übung beteiligt, zieht ein positives Fazit. Natürlich muss die Übung im Nachgang besprochen und nachbereitet werden, doch sei man wieder auf dem Stand von vor Corona – so Greiner.