BNK-PD// Es ist der 7.7.2019 als die Frau von Harald Schwiete ihren Mann bewusstlos auf der Couch findet. Er reagiert nicht, atmet nicht. Frau Schwiete wählt den Notruf und holt ihre Nachbarn, da sie alleine ihren Mann nicht von der Couch bekommt. Während der Disponent in der Leitstelle der Feuerwehr Krefeld die nächstgelegenen Rettungsmittel alarmiert, gibt er Frau Schwiete Anweisungen, wie sie ihren Mann reanimieren kann. Kurze Zeit später trifft der Rettungsdienst ein und kann Harald Schwiete in ein Krankenhaus bringen.
Gestern, nur etwas mehr als drei Monate später, scheint das Ehepaar Schwiete in der Mediothek Krefeld. Im Rahmen des Projektes „Zu Gast in…“ gibt die Mediothek Krefeld, vor allem ehrenamtlichen Organisationen, die Möglichkeit ihre Arbeit zu präsentieren und neue Mitglieder zu gewissen. Seit mehreren Jahren nimmt auch die Kooperation des Jugendrotkreuz Krefeld, Helios Klinikum Krefeld und des Rettungsdienstes Krefeld an dieser Aktion teil. Sie wollen für mehr Zivilcourage werben und zeigen, dass die Erste-Hilfe kinderleicht und überlebenswichtig ist.
Krefeld hat eines der dichtesten Netze an so genannten AED´s, kleine Defibrillatoren die an öffentlichen Orten positioniert sind. Der Ärztliche Leiter Rettungsdienst, Dr. André Wiegratz, bemängelt jedoch die Nutzung der Geräte. Die würde gleich gegen Null gehen, sagt er. Weiterhin bemängelt er, dass die Bürger in Krefeld nur in den seltensten Fällen einschreiten und helfen. Doch in den seltensten Fällen muss man jemand fremden Helfen. Gut 2/3 aller Notfälle passieren im häuslichen Umfeld.
Umso mehr freut sich Wiegratz, als Leiter des Rettungsdienstes, als Harald Schwiete ihm seine Geschichte erzählt. Sie zeigt, dass die Rettungskette auch sehr gut funktionieren kann. Harald Schwiete erzählt, dass er für zehn Tage in ein künstliches Koma versetzt wurde. Es folgten weitere Rückschläge. Doch nach fünf Wochen Krankenhaus und vier Wochen Reha steht er nun wieder hier. Er selbst bezeichnet sich als positiv Beispiel für Courage. Hätten nicht alle Akteure, angefangen bei seiner Frau die auf Anweisung über Telefon angefangen hat zu reanimieren, bis hin zum Rettungsdienst so schnell reagiert, würde er heute nicht mehr hier stehen. Das Ehepaar Schwiete wollte sich bedanken und hat gleich noch ein Reanimationstraing absolviert, wie viele andere Besucher der Mediothek.
Die häufigsten Fragen, so erzählt uns Georgius Leledakis der als Anästhesist im Helios Klinikum Krefeld arbeitet, seien:
„Was ist, wenn ich nicht richtig drücke?!
„Was ist, wenn ich nicht den richtigen Punkt treffe?“
„Kann ich dem Patienten nicht noch mehr damit verletzen, wenn ich ihm beim reanimieren eine Rippe breche?“
Die Antwort des Arztes ist einfach und plausibel. Den Notruf 112 kann jeder wählen und eine gebrochene Rippe heilt, ein Herz und die Schäden im Hirn nicht, so Leledakis.
Bericht: BNK-Pressedienst/ Leonhard Giesberts Bilder: BNK-Pressedienst/ Alexander Forstreuter