BNK-PD// Menschen schreien um Hilfe. Eine Person ist unter einem PKW eingeklemmt, welcher auf dem Dach liegt. Dächer sind eingestürzt, Fenster zertrümmert. Bei Bauarbeiten auf einem nahe gelegenen Gelände hat ein Baggerfahrer eine Weltkriegsbombe erwischt. Die örtlichen Einsatzkräfte sind bereits an anderer Stelle in den Einsatz gebunden. Es gibt zahlreiche Verletzte, wie viele weiß niemand zum Beginn der ersten groß angelegten Einsatzübung von drei  Hilfsorganisationen aus dem gesamten Niederrhein. Wir befinden uns in einem verlassenen Wohngebiet bei Mönchengladbach.

Gegen 15:20 Uhr trifft der erste Zugtrupp des Technischen Hilfswerk aus Krefeld mit einer Erkundungsgruppe der Krefelder Rettungshundestaffel am Schadensort ein. Noch wissen die Einsatzkräfte nicht wie anstrengend die kommenden sieben Stunden für sie werden.

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Die Unfalldarsteller, auch genannt Mimen, kommen sowohl aus dem THW als auch aus der DLRG in Krefeld. Zuvor wurden die Mimen in ihre Rollen instruiert und passend geschminkt.

Der Zugtrupp fährt mit seinem Fahrzeug in den betroffenen Straßenzug. Sofort macht sich die Zugtruppführerin gemeinsam mit einem Rettungshundeteam auf den Weg ins Gelände. Eine ungewohnte Situation. In dieser Kombination haben die einzelnen Teams bis jetzt keine Erfahrungen machen können. So zeigen sich auch schnell Schwierigkeiten im Bereich der Informationsweitergabe. Nach der ersten Erkundung werden die ersten Bergungsgruppen des THW in den Straßenzug beordert und die 45-Mann starke Einsatzeinheit der Johanniter, welche sich aus Einsatzkräften der Standorte Krefeld und Mönchengladbach zusammenstellt. In der so genannten Chaosphase müssen sich vor allem die Führungskräfte beweisen und eine funktionierende Führungsstruktur aufbauen, um alle Kräfte optimal koordinieren zu können. Der Straßenzug wird in mehrere Abschnitte eingeteilt. Die beiden Technischen Züge des THW Krefeld beginnen mit den Rettungsarbeiten. Sie müssen sich zum Teil entscheiden und gegebenenfalls sogar aufteilen um die Verletzten zu retten. Unterstützt werden sie durch die ersten Trupps der Johanniter Unfall Hilfe. Alle Patienten werden mit so genannten Patientenkarten ausgestattet. Sie zeigen wie dringlich eine Behandlung des Verletzten ist. Da zu diesem Zeitpunkt noch unklar ist, wie viele Verletzte es tatsächlich sind, wird nach Priorisierung gehandelt. Patienten mit lebensbedrohlichen Verletzungen werden bevorzugt behandelt. Leicht Verletzte werden zum Teil durch das THW zum Behandlungsplatz transportiert. Hier baut derweil die Sanitätsgruppe einen Sichtungsbereich und ein Behandlungszelt auf. In leerstehenden Garagen baut die Betreuungsgruppe mehrere Sitzmöglichkeiten auf.

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Wir begleiten einen Erstversorgungstrupp der Johanniter. Sie stoßen schon früh auf einen PKW dessen Frontscheibe von einem Ast durchbohrt wurde. Auf dem Fahrersitz: ein Dummy. Dieser wird sofort in die Kategorie 4 eingeordnet (ohne Überlebenschance). Auf dem Beifahrersitz sitzt ein junger Mann (Mime des THW) der nur polnisch redet und augenscheinlich unter Schock steht. Da vorerst keine Sofortrettung in Sicht ist, verschaffen sich die Sanitäter über die Heckscheibe einen Zugang in das Fahrzeug. Truppführer Florian Todam klettert unverzüglich durch die schmale Öffnung und versucht sich mit dem Patienten zu verständigen.

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Eine Bergungsgruppe des THW ist derweil am Ende des Straßenzuges damit beschäftigt eine Frau zu befreien. Diese befand sich zum Zeitpunkt der Explosion in einem PKW der durch die Druckwelle auf das Dach kippte. Eine aufwendige Rettungsaktion beginnt.

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Durch Kräfte des Technischen Zuges aus Moers werden zwei Mehrfamilienhäuser durchsucht. In das erste Haus gelangen sie durch den Keller. In den oberen Etagen finden die Helfer neben einer ausgebrannten Wohnung auch eine Hilflose Person (Mime). Die Helfer begleiten die Person ins freie und übergeben diese an den Rettungsdienst. In das zweite Gebäude ist das THW mittlerweile über eine Schiebleiter eingedrungen. Im zweiten Obergeschoss befindet sich eine Frau dringend Medizinischer Hilfe bedarf. Ein weiteres Rettungsteam der Johanniter rück an. Doch für eine Sanitäterin kostet dieser Einsatz vor allem persönliche Überwindung, da sie Höhenangst hat. Doch anderes Personal ist derzeit nicht verfügbar. Gemeinsam mit dem THW wird die Person in die Hoch-Parterre und anschließend ins freie gebracht.

Im Sichtungsbereich des Behandlungsplatzes herrscht derweil Hochkonjuntur. Der Notarzt muss nach und nach alle ankommenden Personen erstversorgen und der weiteren Behandlung zuweisen. Die meisten Patienten weisen chirugische Verletzungen oder Traumata auf. Einige von ihnen würden im realen Einsatz lebensgefährlich verletzt sein und könnten sogar der Sichtungskategorie 4 zugeordnet werden. Dann wird der Notarzt zusammen mit seinem Rettungsassistenten in den Straßenzug alarmiert. Im Dachgeschoss eines Wohnhauses versorgt ein Erstversrogungstrupp eine schwer verletzte, männliche Person, die von herabgefallenen Trümmerteilen getroffen wurde. Sein Zustand ist kritisch und auch die Rettung wird sich als kompliziert herausstellen. Philipp Schütz, der hier den Verletzten spielt, hat über eine Stunde auf Hilfe gewartet und laut um Hilfe geschrien. Ein Bergungstrupp des THW Krefeld zieht einen Fachberater für eine patientengerechte Rettung heran. Es führt kein Weg daran vorbei, der Patient muss mit einer Schleifkorbtrage über das Dach gerettet werden. Nun trifft auch der Notarzt ein. Er soll den Patienten transportfähig machen.

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Unser Reporter trifft derweil den Übungsleiter und den Beauftragten für Öffentlichkeitsarbeit für ein kurzes Zwischenfazit. Klar ist: es war die erste Übung dieser Art und es war klar, dass es Probleme geben wird. Die Organisationen üben ihr Handwerk teilweise wöchentlich und kennen ihre interne Abläufe auswendig. Diese Übung sollte jedoch außerhalb von jedem normalen Konzept stattfinden. Bastian Blum, Beauftragter für Öffentlichkeitsarbeit des THW in Krefeld, erklärt uns das solch ein Szenario durchaus denkbar wäre. Wie verheerend solche eine Explosion sein kann, konnte unser Reporter bei einer solchen Zwischenfall 2014 in Euskirchen sehen. (Link zum Video: https://www.youtube.com/watch?v=BpjxES2yd0c). Probleme gab es bei der Übung in Mönchengladbach vor allem in der Kommunikation zwischen den Hilfsorganisationen. Hier wird man sich jetzt nochmal hinsetzen und die Abläufe weiter proben und intensivieren um im Ernstfall einen reibungslosen Ablauf garantieren zu können.

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Die Einsatzkräfte Suchen derweil mit Unterstützung der Rettungshunde weiter nach Opfern im Gelände. Die Beleuchtungsgruppen des THW beginnen derweil ihre Arbeit. Um auch bei Dunkelheit weiter handlungsfähig sein zu können werden zahlreiche Lichtmaste im Gelände aufgebaut. In der Einsatzlagebesprechung mit den Fachberatern wird derweil über Probleme in der Verpflegung der Einsatzkräfte berichtet. Da die Einsatzkräfte durchgehend am arbeiten sind, ist es schwer die Trupps aus dem Geschehen herauszulösen und zur Verpflegungsaufnahme zu schicken. Aber auch das, so erzählt uns der Übungsleiter Holger Ruppelt, muss geübt werden.

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Für die Einsatzkräfte geht die Übung noch bis ca. 22:00 Uhr. Doch schon jetzt hat der Übungsleiter neue Szenarien im Kopf.

Eine Reportage von BNK-Redaktionsleiter Leonhard Giesberts

Redaktion: Benjamin Lieb, Janis Jansen, Bastian Blum (THW)

Recherche: Alexander Forstreuter, Roland Zerwinski

Bilder: Alexander Forstreuter, Leonhard Giesberts

Von Leonhard Giesberts - CvD

Kontakt: bnk-redaktionsleiter.kr@gmx.de