Gruppenbild der Facheinheit „Information und Kommunikation“ samt Fahrzeugen

BNK-PD// Samstagmorgen, kurz nach 8 Uhr auf der Hauptfeuer- und Rettungswache in Krefeld. Eine kleine Gruppe an Einsatzkräften von Berufs- und freiwilliger Feuerwehr, DLRG, DRK und Malteser besprechen sich. Es handelt sich um die Fachgruppe „Information und Kommunikation“ welche unter anderem den großen Einsatzleitwagen 2 der Feuerwehr besetzt. Markus Mertens, Brandamtsrat bei der Berufsfeuerwehr, erklärt die Aufgaben der Einheit am Übungstag: „Wir besetzen den Einsatzleitwagen 2 als Leitstelle und übernehmen die Alarmierung der ersten Kräfte, danach stehen wir der örtlichen Einsatzleitung auch als Führungsmittel zur Verfügung.“ Zusätzlich zu dem Einsatzleitwagen 2 wird auch der Einsatzleitwagen Typ 1 für den Abschnittsleiter der Feuerwehr mit Personal der Fachgruppe besetzt. Eine gute Übung, für die noch junge Einheit, erklärt Mertens weiter.

Auffällig viele Auszubildende sammeln sich ebenfalls am Morgen auf der Feuerwache. Sie bilden später den so genannten „ersten Abmarsch“ – also die Einsatzkräfte welche als erstes ausrücken. Die eigentlich diensthabende Wachabteilung wird nicht in die Übung eingebunden um den Grundschutz der Stadt weiter sicherzustellen. Der Rettungsdienst in der Übung wird durch Notfallsanitäter Auszubildende der Feuerwehr und des Malteser Hilfsdienstes übernommen. Eine große Aufgabe für die noch jungen und unerfahrenen Einsatzkräfte, denn ein solches Szenario hat es in Krefeld – glücklicherweise – noch nie gegeben.

Geplant wurde die Übung seit Ende 2021 von zwei jungen Zugführern der Berufsfeuerwehr Krefeld, zusammen mit der Betriebsfeuerwehr der Deutschen Bahn im Instandhaltungswerk Krefeld-Oppum. Mit der dortigen betriebsfeuerwehr pflegt man in Krefeld eine enge Zusammenarbeit. Regelmäßig unterstützt die Betriebsfeuerwehr die kommunale Feuerwehr bei Unwettern mit Oberleitungsschäden und wird initial alarmiert, wenn es zu einem Unfall rund um die Krefelder Bahnhöfe kommt.

Im Krefelder Werk sollte in Kürze ein alter ICE verschrottet werden, die Betriebsfeuerwehr erkannte die Möglichkeit und sicherte sich die Waggons für die Übung. In aufwendigen Vorbereitungen wurden zwei tonnenschwere

Die Auszubildenden werden von den Einsatzleitern in die Lage eingewiesen.

Waggons aus dem Gleis gehoben und anschließend auf die Seite gekippt. Verletztendarsteller kamen bei dieser Übung von der Jugendfeuerwehr Krefeld und der Realistischen Unfalldarstellung der DLRG aus dem Kreis Kleve.

Gegen kurz vor 10 Uhr spürt man eine gewisse Anspannung auf der Hauptfeuerwache. Zwar wurden die Einsatzkräfte im Vorfeld grob auf die Übung vorbereitet, doch wie bereits schon erwähnt ist ein solches Szenario einmalig für die Krefelder Feuerwehr. „Das bleibt hoffentlich auch einmalig und nur eine Übung“, erklärt Feuerwehrsprecher Christoph Manten etwas später. Gegen kurz nach 10 Uhr ertönt dann der Alarmgong auf der Hauptfeuerwache. Als erstes wird, so wäre es auch in der Realität, der Rüstzug der Berufsfeuerwehr, zwei Führungsdienste, die Betriebsfeuerwehr DB und entsprechende Rettungsmittel. Mit Sonderrechten rücken die Einsatzkräfte in das nahe gelegene Werk der Deutschen Bahn aus. Vor Ort erwarten die Einsatzkräfte der Betriebsfeuerwehr bereits die kommunalen Retter. Gemeinsam beginnen die Führungskräfte eine Erkundung der Einsatzstelle. Erste Maßnahmen werden durch die Betriebsfeuerwehr eingeleitet. Um sicher arbeiten zu können muss nämlich die stromführende 15.000 Volt Oberleitung geerdet werden. Dabei setzt die Betriebsfeuerwehr die Technik ihres neusten Einsatzfahrzeuges ein.

Nachdem die Betriebsfeuerwehr die Oberleitung geerdet und die Besatzung der ersten Löschfahrzeuge einen Zugang zu den Personenwaggons gesichert haben, geht der Rettungsdienst zur Medizinischen Sichtung vor. Rund 20 „Verletzte“ galt es nach Priorität zu kategorisieren. Dies ist nötig, da die Verletzten nur nach und nach gerettet werden können. Patienten mit lebensgefährlichen Verletzungen müssen dabei sofort befreit werden. Bei der Sichtung können aber auch mehrere leicht verletzte Personen aus den Waggons geführt werden. Mit Unterbaumaterial aus einem Abrollbehälter der Berufsfeuerwehr werden währenddessen die umgestürzten Waggons stabilisiert. Da schnell klar wird, dass die initial alarmierten Rettungskräfte nicht ausreichen werden, erhöht die Einsatzleitung das Alarmstichwort. Weitere Einsatzkräfte aller Freiwilligen Feuerwehren rücken aus dem Stadtgebiet an. Zusätzlich wird auch die Betriebsfeuerwehr Siemens aus dem Werk in Krefeld-Uerdingen alarmiert.

Weil die Waggons im schwer zugänglichen Gelände entgleist sind und das technische Einsatzgerät sehr schwer ist, werden spezielle Rollwagen für die Schiene vom Rüstwagen der Berufsfeuerwehr entladen. Diese sind auf dem Dach des Spezialfahrzeug verladen und werden im Alarmfall mit dem Kran entladen. „Diese Rollwagen bieten uns eine enorme Erleichterung das Material an die Einsatzstelle zu bekommen und auch Patienten auf Tragen abzutransportieren.“ – erklärt Feuerwehrsprecher Manten. Im Minutentakt wird jetzt schweres Gerät an die Einsatzstelle gebracht. Rund 40 Minuten nach der Alarmierung sind mehr als 100 Einsatzkräfte vor Ort. Insgesamt, so beziffert Manten die Gesamtbilanz, werden mehr als 180 Einsatzkräfte an dieser Übung in allen bereits genannten Bereichen teilnehmen.

Nach der simulierte Erstversorgung der schwerer Verletzten im Zug können diese mit Spineboards (Rettungsbrettern) aus dem Zug gerettet werden. Im Anschluss geht es mit den Schienentransportwagen zur weiteren Behandlung zu den Rettungswagen. Da diese Übung aber vor allem die Rettung aus einem Zug simulieren soll, wird die weitere Versorgung und Transportorganisation der Verletzten nicht geprobt. Die Rettungsmaßnahmen dauern rund zwei Stunden. Am Mittag wird die Übung dann planmäßig unterbrochen da nach einer Pause noch eine Stationsausbildung auf dem Plan steht. Der Feuerwehrsprecher zeigt sich im ersten Ansatz zufrieden, auch wenn es sicherlich das ein oder andere aufzuarbeiten gilt – doch genau dafür sind solche Übungen eben auch da.

Von Leonhard Giesberts - CvD

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